Memento.
Geliebte, willst Du doppelt leben,
So sei des Todes gern gedenk,
Und nimm, was Dir die Götter geben,
Tagtäglich hin wie ein Geschenk.
Mach Dich vertraut mit dem Gedanken,
Dass doch das Letzte kommen muss,
Und statt in Trübsinn hin zu kranken,
Wird Dir das Dasein zum Genuss.
Du magst nicht länger mehr vergeuden
Die Spanne Zeit in eitlem Hass,
Du freust Dich reiner Deiner Freuden
Und sorgst nicht mehr um dies und das.
Du setzest an die rechte Stelle
Das Hohe, Göttliche der Zeit,
Und jede Stunde wird Dir Quelle
Gesteigert neuer Dankbarkeit.
Theodor Fontane
Mondnacht
Es war, als hätt der Himmel
Die Erde still geküsst,
Dass sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müsst.
Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.
Joseph von Eichendorff